Mittwoch, 30. Mai 2007
Schweizer Griff ins Fettnäpfchen
Holocaust-Seminar mit Iranern?
Die
Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey hat Iran offenbar ein Treffen
zum Thema Holocaust vorgeschlagen. Wie die Züricher "Weltwoche" berichtet,
ist die Idee am 21. Dezember 2006 bei einem Besuch des iranischen
Vize-Außenministers Said Dschalili in Bern "geboren" und in einem Dokument
mit dem Vermerk "Vertraulich" festgehalten worden. Das Papier liegt der
Zeitung nach eigenen Angaben vor. Danach soll das "Seminar zur
unterschiedlichen Perzeption (Wahrnehmung) des Holocausts an einem der
Genfer Zentren" stattfinden.
Der Seminar-Vorschlag zur "unterschiedlichen Wahrnehmung" des Holocausts
erwecke den Eindruck, als gäbe es in Bezug auf den Massenmord an den Juden
tatsächlich Interpretationsspielraum, bemerkt die "Weltwoche" dazu. Sowohl
der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad als auch andere Vertreter der
iranischen Regierung haben den Genozid an den Juden wiederholt in Abrede
gestellt.
Unter dem Nazi-Regime wurden sechs Millionen der damals 15 Millionen Juden
ermordet. Die Schweiz ist eines von weltweit sechs Ländern, in denen das
Leugnen des Holocausts verboten und unter Strafe gestellt ist. Selbst das
Relativieren des Völkermordes ist in der Schweiz strafbar.
In einer Stellungnahme gegenüber der "Weltwoche" betont Calmy-Rey, das
Außenministerium habe in dem vorgeschlagenen Seminar den Iranern "unmissverständlich"
klar machen wollen, "warum der Westen die Wahrnehmung des Holocaust in
Teheran nicht akzeptiert".
Der Vorfall dürfte in Israel einigen Wirbel verursachen. Der Seminar-Vorschlag
Calmy-Reys wird von jüdischen Kreisen als naiv und gefährlich bewertet. "Wer
mit Holocaustleugnern diskutiert, nimmt sie nicht nur ernst, sondern gibt
ihnen auch eine Plattform, auf der sie ihre Geschichtsfälschung ausbreiten
können", sagt ein Diplomat in Jerusalem. Abraham Foxman von der
amerikanischen Anti-Defamation League (ADL) meint: "Wenn Calmy-Ray einen
derartigen Vorschlag gemacht hat, schuldet die Schweizer Regierung allen
Holocaust-Überlebenden eine Entschuldigung."
Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem
http://www.n-tv.de/808585.html
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Subject: website of Ms. Micheline Calmy-Rey (CH)
auf deutsch
in English:
en francais:
Ms. Micheline Calmy-Rey, for the
moment president of Switzerland, proposed Dec 2006 in a meeting with the
vice-foreign minister of Iran to hold a conference on the holocaust in
Switzerland.
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